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Handwerkskünste und experimentelle Archäologie Kürbistrocknen, Fischen, Flötenbau... Hier könnt ihr über alle Handwerkskünste sprechen. |
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#1
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Rindengerbung - wie ist da das Trockenziehen?
Hi all!
Ich werd jetzt erstmals auch Rindengerbung probieren, weil ich pure Eichenrinde günstig beim Sägewerk gefunden hab. Die Prozedur mit Rindenkochen/14 Tage warten/rausnehmen/Brühe nachgießen hab ich verstanden, und werd rumprobieren. Doch was ist mit dem Trockenziehen und Weichmachen danach? Man soll Öl zum Nachfetten nehmen, wenn man die Haut aus der Rindenbrühe nimmt. Tut man das, wenn die Haut noch nass oder feucht ist? Und wieviel Öl? Und wie ist der Kraftaufwand im Vergleich zum Trockenziehen mit Hirn? Rindengerbung ist ja eine echte Gerbung, also nicht umkehrbar wie Hirn. Wird die Haut genauso steif wie beim Hirn, wenn man sie nicht (stundenlang) übers Seil zieht? Danke für Tipps Liebe Grüße History Man aka Alex |
#2
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Info aus dem Netz
Leder-info.de
Bei der Eiche befindet sich in der Rinde etwa 10 Prozent Gerbstoff (in älteren Bäumen nur noch 5 Prozent), in Gallen bis zu 70 Prozent. Das entstehende Leder ist hellbraun. Fichtenrinde weist 15 Prozent Gerbstoff auf, im Fichtenholz sind es allerdings maximal 1 Prozent. Auch hier wird das Leder hellbraun. Kastanien können bei alten Bäumen 10 Prozent Gerbstoff im Holz erreichen; das Leder ist mittelbraun und zäh. Weidenrinde hat 10 Prozent Gerbstoff und liefert gelbliches Leder. Die Rinde alter Birken enthält 10 Prozent Gerbstoff; das Leder ist ebenfalls gelblich, weich, aber unempfindlich. http://forum.lederpedia.de/thread/73 User: Hartung Ich gerbe zurzeit acht Damhirschhäute, Narben abgestoßen. Sie werden wohl, sechs bis zwölf Wochen bis zur Durchgerbung brauchen. Rothirsch braucht etwa 12 Wochen. Damhirsch ginge eigentlich etwas schneller aber der Rumpf ist doch ganz schön dick. Ich bin sicher, die werden sehr schön und freue mich schon sehr darauf. More Info http://forum.lederpedia.de/forum/4;?...2b85102a4b29d5 |
#3
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Hallo Alex,
schön, noch jemand, der mit Rindengerbung rumprobiert! Es ist nicht einfach, an detaillierte Infos wie bei der Hirngerbung ranzukommen. Ich bin selber noch Rindengerbungsanfänger und kann eigentlich keine Erfahrung bieten, freue mich aber deshalb über Austausch. Diesen Winter hab ich eine Rothirsch- und 3 Damhirschhäute in Eichenlohe eingelegt, als sie durch waren rausgenommen und mangels anderer Lagermöglichkeiten getrocknet. Sie wurden dabei bocksteif wie Rohhaut, müssen also auf jeden Fall trockengezogen werden. Neulich dann den Rothirsch eingeweicht und in ziemlich nassem Zustand geölt. Nächstes Mal werde ich warten, bis die Haut trockener und saugfähiger ist. Heute bin ich mit dem Trockenziehen fertig geworden. Hab nicht so viel Energie wie bei der Hirngerbung reingesteckt und das Endergebnis ist zwar flexibel, aber schon deutlich steifer. Definitiv nicht für einen Lendenschurz geeignet ;-) Ob´s am Trockenziehen liegt? Oder einfach daran, dass rindengegerbtes Leder eh nicht ganz so weich wird? Oder kommt´s drauf an, wie gesättigt die Haut mit den Gerbstoffen ist? Oder auf die Rinde, ob Eiche, Fichte, Birke o.ä.? Oder spielt das Öl noch eine Rolle? Keine Ahnung, wie weich die Haut in den Händen eines erfahrenen Könners werden würde. Und was passiert, wenn das fertige, weiche Leder wieder nass wird? Wird es dann wieder total steif, oder bleibt es flexibel? Es wird ja nicht weiterbehandelt mit Rauch oder so. Fragen über Fragen. Bis zu den Antworten müssen wir einfach probieren, Fehler machen und auf die harte, langsame Tour lernen. ...und los geht´s! Oliver |
#4
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Hallo Oliver!
Zitat:
Ich hab hier Eichenrinde und werd in den nächsten Tagen zum ersten Mal Sud kochen. Sag, wie lange hast Du die Haut drin gelassen? Da sind die Angaben komplett unterschiedlich...Und ist sie geschwommen? Das sollte sie angeblich, also genug Platz haben. Ich nehme Maurertröge mit 50l. Liebe Grüße History Man aka Alex |
#5
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Hi Alex,
die Häute waren gute 2 Monate im Sud. Nicht frei schwimmend, aber bedeckt. Dann war ich zwar etwas unsicher, ob das Tannin wirklich bis ins Innere vorgedrungen war, aber es schien zumindest so. Außerdem schrie die Ungeduld: "Oida, passt eh!" Ohne Erfahrung nicht so einfach zu beurteilen. Die testweise abgeschnittenen Hautstückchen sind so dünn, dass man es schwer erkennen kann. Neulich gelesen: Wenn man so ein Stückchen in eine Essiglösung legt schwillt es nach kurzer Zeit an und wird so dick, dass man viel besser etwas erkennen kann. Kannst ja überlegen, ob du nicht noch Fichte beimischen möchtest. Hab mal mit einem 90-jährigen ehemaligen Gerber geredet. Die gerbten Kuhhäute in Gruben und hatten eine Rindenmischung von 90% Eiche und 10% Fichte. Wegen der Materialeigenschaften hinterher. Das Gespräch schwenkte dann ziemlich schnell auf Kriegserlebnisse um, das war für ihn noch viel präsenter und für mich genauso spannend, also war nicht viel mehr aus ihm rauszukitzeln. Alter Gerbertrick übrigens: Wenn man seiner Freundin/Frau eine der Häute verspricht steigen die Chancen exponentiell, dass man die Brühe durch den Winter in der Wohnung stehen lassen darf. Trotz sich bildender Schimmelschicht auf der Wasseroberfläche, wenn man nicht oft genug umrührt :-) Viel Erfolg! Oliver |
#6
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Hi Oliver!
Zitat:
Ich bin ja sooooooo gespannt. Übrigens hab ich was gelernt, was nicht im Skriptum steht: Ich nehm die Haut raus aus dem Wasser, damit sie schön "wurstfeucht" ist, wenn ich sie in den Bottich mit Eichenbrühe lege, also noch feucht, aber nix tropft mehr. Ich leere die Brühe in den Bottich, merke es ist zu wenig und geh einen zweiten Aufguss kochen. Mittlerweile wird die Haut aber zu schnell trocken und teilweise beginnt sie Rohhaut zu werden. Ich tu sie wieder ins klare Wasser, und nehm sie raus, nachdem der Bottich voll mit Brühe ist, und leg sie dort rein. Einige Stellen sind noch Rohhaut, oder kurz davor, und nehmen das Tannin daher nicht so schnell auf wie die feuchte Haut. Mal sehen, ob das Flecken macht... Zitat:
Ich hab den Luxus einer ganzen Scheune für mich. LG Alex Geändert von History Man (06.06.2012 um 13:19 Uhr) |
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