Thema: stringfollow
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Alt 02.12.2005, 08:08
Peter Kogelnig Peter Kogelnig ist offline
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Peter Kogelnig Stammes Mitglied
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Hallo Oliver!

Du sagst, es trat schon beim Spannen zum Tillern stringfollow auf.
Das klingt für mich so, als ob Du nicht mit unbespanntem Bogen zu tillern begonnen hättest.
Das würde natürlich den Bogen von vorne herein zu sehr belasten.
Es wäre dasselbe, einen Bogen, der für 22 inch getillert ist, ohne weiteres Tillern plötzlich auf 28 inch auszuziehen.
Würde ihm nicht gut tun.

Wichtig:
Wie trocken ist Dein Holz?
Nasses Holz hat gaaaaanz viel stringfollow.
Ich nehme keines mit einer Restfeuchte von 12% oder mehr, nur darunter.
Am liebsten 10 ? 11%, 9 kann schon wieder zu brüchig sein.

Der Tiller beginnt normalerweise bei unbespanntem Bogen mit einer Sehne, die leicht durchhängt.
Ich ziehe dabei am Anfang nie weiter als 2 ?3 inch.
Bis zum späteren Sehnenstand von 6 ? 8 inch habe ich meine Bögen schon ca 200 ? 300 mal gezogen und mehrmals Material abgenommen.
Meine Bögen bespanne ich erst, wenn sie sich bei 7 inch Auszug optimal biegen.
Danach ziehe ich etwa 30 mal bevor ich ein halbes inch weiter ausziehe, um Unregelmäßigkeiten früh genug zu erkennen.
Außerdem braucht das Holz etwa 20 Auszüge, bevor sich eine Materialabnahme oder der größere Auszug optisch auswirkt.
Wie Tommy schon sagt, hat Esche generell einen größeren stringfollow.

Mein Lieblings ? Eschenbogen hatte 60 Pfund Zuggewicht, eine Länge von 64 inch und nur etwa 2 inch stringfollow bei 28 inch Auszug.
Er hatte nach ca 4000 Schuss noch immer 55 Pfund Zuggewicht.
Die Breit am Griff war 45 mm, an den Enden 16 mm.
Typische Pyramidenform.
Er schoß den Pfeil gleich schnell als mein Osage ? Bogen mit 42 Pfund, hat deutlich weniger Effizienz die Esche.

Esche hat mehr ?stacking?, ist also am Anfang weich zu ziehen und auf einmal ?stapelt? sie, sagt also ?Stopp?, wie Tommy das so nett ausdrückt.
Ein Hauptgrund für den großen stringfollow ist das Fehlen von Kernholz, das bekanntlich die Kompression besser aufnimmt.
Splintholz hält zwar viel Dehnung aus, aber nur wenig Druck, das Holz wird leichter gestaucht, bekommt daher mehr stringfollow als z. B. bei Eibe, bei der am Bauch Kernholz ist.

Zur Jahresringbreite:
Habe aus breiten und dünnen Jahresringen Spitzenbögen gemacht, lieber sind mir allerdings dünne, weil sich ein innerer (außen nicht sichtbarer) Schaden in einem Jahresring nicht so stark auswirkt.
Lies mal im ?Bogenbauerbuch?, einer sagt dünn sei das Beste, ein Anderer sagt das Gegenteil.
Jeder macht seine eigenen Erfahrungen und keiner hat das Holz des Anderen!
Selbst bei 4 Bögen aus ein und demselben Baum hatte ich 4 verschiedene Qalitäten. Echt cool.

Tiller nicht gut ?:
Eine Schwachstelle beim Tiller wird sich bei jedem weiteren Schuß stärker auswirken, da ja die schwächste Stelle immer stärker belastet wird. Die starken Stellen werden dadurch immer weniger belastet und irgendwann hast Du ein U-Hakerl.Gleiches gilt für das Kürzen oder Dämpfen.
Bringt beides Kraft, aber Schwachstellen wirken sich noch stärker aus ? logisch oder?
Wenn nur ein Wurfarm zu schwach ist, dann kürze diesen, bearbeite ihn nach und nimm ihn als unteren Wurfarm.

Dämpfen:
Bei Esche wird wahrscheinlich die Hälfte der Biegung wieder rausgehen.

Bruchgefahr deutlich erhöht?.
Ja.

Eins noch:
Ein Bogen ist wie ein Elefant, er merkt sich alles. Alles.
Je mehr Liebe, Zeit und Geduld Du ihm gibst desto mehr wird er es Dir danken.

Langsam arbeiten ist das Geheimnis.

Alles Gute,

Peter
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