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Alt 14.02.2012, 17:15
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Schwefelporling Schwefelporling ist offline
Späher
 
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Reflexion

Ich hatte also, ursprünglich weil ich über eine gut ausgebaute Strecke „zu schnell“ nach Felletin gekommen war (und danach zu k.o. war um noch einen guten Zeltplatz zu Fuß zu erreichen), die Wanderung aufgeben müssen, statt es später bis Aubusson zu schaffen... Ich lernte daraus, daß weniger Gepäck mehr sein kann, gerade bei Touren mit überschaubarer Dauer, und natürlich daß man die aktuellsten und genauesten Karten nehmen sollte, die man kriegen kann. Und ein Kompaß ist natürlich genauer als ein vages Orientieren nach der Sonne. Trotzdem war es eine gelungene Tour: ich hatte mit meinem dicken Rucksack immerhin ca. 50 km bewältigt, die Nächte ohne Isomatte und Decke überstanden und während sechs Tagen nur einmal zwischendurch einkaufen können. Ich hatte eine Gegend, die ich schon immer mal sehen wollte, nämlich dieses Plateau, zu Fuß erkundet und es hat mir dort die meiste Zeit über gut gefallen. Auch habe ich wichtige Erfahrungen gewonnen. Daß man Schwefelporlinge und Beinwell essen kann und wie die aussehen, hatte ich erst im gleichen Sommer von Gastgebern während dieser Freiwilligenreise gelernt, es hat mir genutzt.

Ich blieb für zwei Nächte in Aubusson und übernachtete weiter im Zelt. In dem Ort war es zwar schön, aber der Regen hörte nicht auf. Also kaufte ich mir ein Ticket und fuhr über Felletin nach Ussel, und von dort mit einer kleinen Bahn quer durch den Vulkannationalpark nach Clermont Ferrand. Das war eigentlich keine gute Idee. Die vier Tage dort in relativ günstigen Herbergen waren zwar erholsam für die Beine und den Rücken, auch hygienisch eine Steigerung und es gab genug zu essen, aber meine Seele fand keinen Frieden. Denn nach vielen Wochen Ziegen hüten in verwunschenen Tälern, Brot und Kuchen im alten Steinofen backen, Pflanzenkläranlage auskoffern oder mit Hippiemädchen beim Cidre sitzen, sowie schließlich nach dieser einsamen Wanderung durch die wunderschöne, friedliche Landschaft am Rande des Zentralmassivs konnte ich mit der Großstadt nichts anfangen. Ich lief mit leichtem Gepäck quer durch die Stadt, sah mir dies oder jenes an Sehenswürdigkeiten an oder bummelte in Geschäften (kaufte mir z.B. endlich einen guten Poncho), trank ein paar Bier und so weiter, aber ich erkannte wieder mal, daß mein Zuhause wohl woanders sein muss als im Asphaltdschungel...

(PS Leider habe ich keine Fotos gemacht; . Die Kamera war von einer Kuh in eine Pfütze geschubst worden und funktionierte eine Weile nicht)

Geändert von Schwefelporling (14.02.2012 um 17:27 Uhr)
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