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Alt 13.11.2005, 08:44
Peter Kogelnig Peter Kogelnig ist offline
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Peter Kogelnig Stammes Mitglied
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Eine Sache, die ich bisher nicht verstand und wegen der ich ziemlich traurig war.
Sie sagte nämlich ich solle die Trennung von meiner Freundin als Kleinigkeit betrachten.
Ich dachte mir: Ich weiß, das ich nur das kleinste Staubkorn im Universum bin, aber wie ist es dann möglich, daß solch ein Sturm in meiner Brust tobt, wenn sie nicht bei mir ist ?
Dann, nach meiner Seelenreise, fielen mir zwei Dinge ein, die mich mit ihr versöhnten und wegen denen ich ich heute weiß, was für eine kluge, weise Frau sie war.
Zum einen die Worte dieses Indianers ein der sagte: Es gibt 2 Regeln um in dieser Welt gut über die Runden zu kommen: Erstens nicht über Kleinigkeiten aufregen, zweitens: das Leben ist eine Aneinanderreihung von Kleinigkeiten.
Zum anderen eine Geschichte von meiner Freundin Gisela, die mir eines Tages einen kleinen Lederbeutel überreichte.
Darin befand sich eine kleine Steinkugel und ein Blatt Papier mit einer Geschichte.
Die Geschichte vom Volvox:

Volvox,die Kugel

Es war einmal eine Kugel, die lebte friedlich und vergnügt im weiten Ozean.
Sie wurde ernährt von dem, was das Wasser ihr gab und vom Licht aus der Oberfläche des Meeres.
Sie war nicht die einzige dort unten.
Es gab viele, kleine, grüne Volvoxi.
Als plötzlich die Erde in Wehen lag und zu beben begann, da spuckte sie die kleine Kugel an Land in den Sand dieser Welt.
War das ein Schock für sie!
Als sie wieder zu sich kam und sich rundum betrachtete, da staunte sie gar sehr, denn sie war nur mehr halb, eine Halbkugel gewissermaßen.
Sie hatte Sehnsucht nach dem früheren Kugelleben in der Dämmerung dort unten im weichen, warmen, schützenden Meer.
Aber es gab kein Zurück mehr.
Es wollte der Volvox druch?s Leben kugeln, doch als Halbkugel stolperte er bei jedem Schritt ? und so halbkugelte er.
Der Volvox machte sich auf und davon und suchte Nahrung allezeit.
Jahre vergingen und die Halbkugel suchte eine zweite Hälfte, eine andere Halbkugel, die sie ergänzen könnte.
Sie traf auch welche und man erzählte sich voll Sehnsucht, daß es sie schon gäbe, die ganzen, vollen Kugeln, aber nur im Meer und niemand könne dorthin zurück.

Bald fand der Volvox eine andere Halbkugel, die wollte auch gerne als ganze durch?s Leben kugeln.
Die beiden schlossen einen Bund und sich zusammen.
So sahen sie von außen aus, wie eine ganze, glückliche Kugel.
Und so war es auch die ersten Jahre.
Gar bald wurde es immer beschwerlicher, zusammen durch?s Leben zu kugeln, die eine Hälfte wollte dies, die andere wollte das.
Spannungen und Risse traten auf.
Noch waren sie nicht recht zusammengewachsen, da fiel die Kugel wieder in zwei Hälften und jede stolperte in eine andere Richtung.
Da sah der Volvox eine andere Halbkugel, so wie er auf der Suche nach Ergänzung.
Alsbald probierte er es mit der neuen Hälfte abermals.
Zumal er merkte: die andere Hälfte war ja aus demselben Stoff wie er.
Doch sie war nicht Volvox, sondern jemand anderer.
Es dauerte auch dieser Bund nicht lange, da mußten sie sich wieder trennen.
Von nun an halbkugelte er stolpernd seinen Weg alleine durch?s Leben, immer voller Sehnsucht nach der Ganzheit seiner frühen Tage dort im fruchtigen Wasser des Meeres.

Um seine Sehnsucht zu ertragen, versuchte er gar vielerlei.
Alles, was er tat in seinem Leben, entsprang dem Wunsche, ganz zu sein.
Er war freundlich und er lächelte, er war zornig und er fluchte, er brachte Leistung und auch Opfer und er brachte es zu einer angesehenen Halbkugel-Karriere.

Volvox wurde alt und grau.
Als er begann, sich mit seinem Schicksal abzufinden, da stieg die Sehnsucht nach der Mutter Erde wieder in ihm hoch.
Alsbald starb der kleine Volvox Tag für Tag ein bißchen mehr, glücklich und zufrieden leise vor sich hin, bis er eines Tages tot war und sich nicht mehr rührte.
Mutter Erde tat sich auf und schluckte ihn in sich hinein.
Und geradewegs in jenem Augenblick, als er sich selbst voll akzeptierte, als er sich durchschaute und verstehen konnte wie er ist, als er sich liebte und bejahte wie er war, da erhellte sich sein Mantel, sein Körper wurde glasklar.
Er wude Licht, er wurde Leben, Feuer und Wasser zugleich.
Während er sich über alle Maßen wunderte, was denn jetzt mit ihm geschah, da er nichts mehr wollte, da stellte er ganz verblüfft fest:
er wurde rund, er wurde schön, er wurde wieder eine Kugel ? und er konnte es kaum glauben.
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