Thema: Schwitzhütte
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Alt 29.01.2004, 14:07
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Susanne Susanne ist offline
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Susanne BoteSusanne Bote
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Hallo Tom!
Ich bin ansonsten kein Forum-Freak, aber Deine Frage ist mir jetzt zu wichtig, um sie zu ignorieren. Das Thema "Schwitzhütte" ist eines der ansonsten relativ wenigen, wo mein Mann und ich nicht ganz einer Meinung sind. Auch ich bin Wassergießerin, aber im Gegensatz zu den Männern unserer damaligen Schwitzhütten-Gruppe war ich (wie die meisten Frauen der Gruppe auch) der Meinung, dass unser oberstes Ziel beim Schwitzhüttenveranstalten in Tirol es sein sollte, Earnie Rainbows Anliegen zu verwirklichen, welches wäre: "Ich gebe euch diese Zeremonie nicht, damit ihr hergeht und sie einfach abkupfert. Ich gebe sie euch als Krücke, um euch auf den Weg zu machen und eure eigenen Zeremonien zu finden." So bin ich dann Schwitzhütten auch immer angegangen. Zuallererst einfach mal Respekt vor der Zeremonie (was auch für mich nicht heißt, dass man´s nicht total fein haben kann und sich in einer Schwitzhütte komplett zerkugeln darf). Dann ist da dieses Hineinhorchen in mich, was daherkommt, wenn ich versuche, die Mutter Erde, auf der ich sitze, deren Schlamm mir durch die Zehen quillt und deren Knochen, die heiligen Steine, ich mit Räucherkräutern begrüße, zu fühlen. Oft sind das Lieder, nur mehr ganz selten echte Lakota-Lieder, sondern eigene. Oft ist das eine einfache Meditation, die ich mit den anderen teile. Manchmal ist es auch einfach Stille und Wohlbehagen. Was mir die Sache noch immer erleichtert, ist eine äußere Struktur, die ich übernommen habe, und für die ich noch keinen vollwertigen Ersatz gefunden habe (alles, für das ich nichts eigenes finde, lasse ich vorerst mal "Lakota"). So z.B. die 4 Runden: Die Begrüßungs-, die Teilungs-, die Gebets- und die Verabschiedungsrunde. Was ich nicht mehr will, sind sinnentleerte Formeln, Symbole usw. - kurz Dogmen - von denen kein Mensch (auch drüben oft mal nicht) mehr weiß, was sie heißen sollen. Ich versuche Symbolik zu verwenden, die uns Europäern viel geläufiger ist: z.B. die Elemente, Tiere, Pflanzen, die bei uns noch anzutreffen sind. Was soll ich mit einem "Blacktail-Deer", wo´s doch bei uns Steinböcke gibt, oder mit einem Büffel, wenn bei uns die Murmelen pfeifen? Und die Beobachtung dieser Tiere, was sie für Eigenschaften und Qualitäten haben, das ist ja das Um und Auf. Was kann ich von einem Murmeltier lernen? Wie wär´s mit Wachsamkeit? Was sagt mir ein Damhirsch? Oder eine Schleiereule? Und für mich geht´s um das Lebendige, nicht um Rituelles und Durchstrukturiertes. Aber ich schätze, das ist wieder mal eine sehr weibliche Sicht der Dinge.
Hoffe, damit auch noch was zu dem Thema beigetragen zu haben.
Alles Liebe
Susanne
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