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Alt 20.10.2009, 00:33
ease ease ist offline
Jäger
 
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Guten Abend,
hier stoße ich jetzt erst drauf...
Susanne, hat dir der Experte, den du befragt hast neue Impulse geben können?

Ich finde die verbindende Funktion im story-telling sehr wichtig. (Ist natürlich eine persönliche Wertung) Auch denke ich, dass man durch sowas viel von sich preisgibt. Aber "die Leute" verlernen nicht nur storytelling sondern so scheint es oft auch aufmerksam zuhöring.

Zu deinen Fragen aus meiner Sicht:
Zitat:
1) Was ist eine Geschichte für euch?
Wenn du so allgemein fragst, zumindest oft ein "Impulsgeber". Ich hatte spontan eine weiße Billardkugel im Kopf, die eine andere Kugel anstößt.
2) Wer erzählt Geschichten?
...jemand, der etwas vermitteln möchte...
3) Wozu erzählt man Geschichten?
...oft um etwas zu vermitteln. Das reicht über volkstümliche Märchen, bis zu Grimm, und auch Leute die gegenüber anderen die Funktion eines Lehrers zum Beispiel einnehmen. Ich denke oft geht es darum Werte zu vermitteln. Gemeinsame Wertvorstellungen stärken ja den Zusammenhalt in gesellschaftlichen Strukturen. (Dazu fällt mir 'ne kleine Gechichte ein...erzähl ich im Anschluss..)
Siehe auch Kurzgeschichten...
4) Wann werden Geschichten erzählt?
Oft, denke ich Abends. Der Tag liegt hinter einem, und man kann sich in entspannter Atmosphäre besser darauf konzentrieren..
5) und zuletzt: Wo erzählt man Geschichten?
...hmm?? Ort denke ist egal..
So noch ganz kurz die versprochene Geschichte... Hat mir meine Oma mal erzählt, auf einer Zugfahrt. Die ging von Görlitz nach Dresden. Ich war damals 4 oder 5 Jahre alt. Meine Oma und ich saßen in diesem Zugabteil. In der beigen Kunststoffwand waren so runde Lüftungsschlitze, in die ich versuchte meine Finger zu bohren. Dabei schaute ich aus dem Fenster und während ich den Bäumen am Vorbeirauschen zusah drang das rythmische Geräusch der Bahnschwellen immer deutlicher-einschläfernd in mein Bewusstsein und es begannen sich die Bilder zu formen, passend zu der Geschichte, die mir Oma eben noch erzählte.

Die Geschichte vom Kücken Piepka. Das zusammen mit seinen kleinen gelben Geschwistern und seinen Eltern und den anderen Hennen zusammen auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe der Ostsee wohnte. Aber Piepka war etwas anders, als die anderen. Immer wenn die alten Hennen schlafen wollten schleichte sich klein Piepka an...ganz leise...immer näher und pickte ihnen dann in die Füße, um sie zu erschrecken. Der Hahn hatte schon oft mit Piepka geschimpft, und Piepka hatte jede mal versprochen ab jetzt ganz besonders brav zu sein. Aber kaum war der große Hahn außer Sichtweite, verlor Piepka wieder die Beherrschung.
Gerade hatte die Bäuerin das Futter gebracht, und die anderen hatte davon noch nichts bemerkt. Vor Freude tschilpend machte sich Piepka über das Futter her, und auch als es längst satt war futterte es weiter. Gedanklich grinsend vor Freude stellte Piepka fest, dass es die ganzen Körner alleine aufgefuttert hatte.
Schwer und rund, aber glücklich schlich sich Piepka davon, als es plötzlich den Boden unter den Füßchen verlor und in ein Loch viel, das der Hund gebuddelt hatte.
Jetzt saß Piepka da, fett und rund und unbeweglich in seinem Erdloch und so sehr es sich auch mühte, es kam und kam einfach nicht raus.
Verzweifelt tschilpte und zwitscherte Piepka um Hilfe, und endlich, nach langem Rufen und Warten, fanden Piepkas Geschwister das kleine Vielfraß.
Sie waren ganz aus dem Häuschen vor Freude Piepka wiedergefunden zu haben, und lachten über das kleine Häufchen Elend, das da dick und rund und dreckig in seinem Erdloch saß.
"Komm doch einfach raus da, Piepka", feuerten sie den kleinen Frechdax an. Aber der war viel zu vollgefressen um sich alleine zu befreien.
Schließlich hatte eines der Kücken eine Idee. "Wir sammeln alle Zweige und Blätter, die wir finden können und füllen damit das Loch, bis Piepka herausklettern kann", piepte es. Gesagt getan, und mit vereinten Kräften gelang es Piepka zu befreien.
Piepka sprang dankbar seinen Helfern in die Arme ...ähm Flügel, und war von da an das bravste Kücken auf dem ganzen Hof.

...von den quietschenden Bremsen des Zuges wurde ich wieder wach. "Endstation Dresden", knarrte eine Stimme aus dem Lautsprecher.
Wir hatten unser Ziel erreicht.

...und die Moral von der Geschicht' - fette Hühner klettern nicht.



lg
__________________
"Die Antwort ist stets in der Frage enthalten"
http://www.youtube.com/watch?v=takn4FPkId4

http://www.youtube.com/watch?v=qQwCCm-H-sU
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