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Alt 11.10.2004, 20:12
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Susanne Susanne ist offline
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Susanne BoteSusanne Bote
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?.Währendessen landeten die Geschwister, durch krachendes, splitterndes Gebüsch brechend, aus vielen kleinen Kratz- und Schürfwunden blutend, mit einem fürchterlichen Plumpsen auf einer Gott sei Dank weichen bemoosten Waldlichtung. Der Vogel hatte sie einfach fallen gelassen, und da saßen sie nun: desorientiert, verwirrt, wie zerschlagen an Körper und Seele. Sie hatten noch den Kampf vor Augen, kannten aber seinen Ausgang nicht. Sie hatten keine Ahnung, wo sie waren, das einzig Vertraute war das Sternbild des "Großen Wagens", das man in ihrer Welt das "Göttinnenschiff" nannte. Und wie sie da so auf dem Moos saßen und auf den Sternenhimmel schauten, schien es ihnen auf einmal, als bewegte sich das Göttinnenschiff auf sie zu. Es wurde größer und größer, plastischer, füllte bald den mitternächtlichen Himmel aus und ankerte schließlich an einer Esche am anderen Ende der Lichtung. Vor ihren erstaunten Augen schritt eine zarte Gestalt über die Planken herab auf sie zu. Sie erkannten gleichzeitig, wer da heranschwebte: Es war die Nymphe aus dem heimatlichen See, der Wassergeist, wie sie von manchen genannt wurde. Sie war zwar klein und wirkte zerbrechlich, doch ihr Charisma war ein überwältigend starkes, die Kraft umgab sie wie eine knisternde Wolke. Und sie sprach die beiden an: "Nicht der Revolverheld Roland aus Mittwelt, nicht der Spurensucher aus dem Dorf und schon gar nicht die Verzagtheit der Leute haben die Balken geheilt, eure Welt gerettet, und das Grauen aus ihr verjagt. Sondern ihr wart es: Eure geschwisterliche Liebe, die Tapferkeit, mit der ihr euch der Überlegenheit gestellt habt, und eure reinen Herzen!"
Die Nymphe reichte ihnen ihre Hände und führte sie auf ihr Schiff, das sofort abhob und in den nächtlichen Himmel schwebte, um sie nach Hause zu bringen.
Im Dorf wurden sie mit Begeisterung und einem Freudenfest empfangen. Und alle gelobten, von nun an noch bewusster in Liebe, Achtung und Respekt miteinander zu leben, Roland, den Heimatlosen, Traurigen, in ihrer Mitte aufzunehmen, und der Nymphe ihre Verehrung zuteil werden zu lassen.
Der Barde verfasste ein endloses Epos, das auch jetzt noch manchmal in dieser Ecke der Welt gesungen wird.
Und wenn die Nymphe nicht doch in der Zwischenzeit auf ihrer Barke heimgefahren ist, dann lebt sie heute noch im See...
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